Wir können es kaum fassen! CAMPING PARAÍSO** – Über das Sterben Leben ist mit dem Kölner Theaterpreis 2022 ausgezeichnet worden. Tausend Dank an die Jury und die Preisstifter:innen (Sparkasse KölnBonn, Kulturamt der Stadt Köln und Prof. Hon. Dr. med. Manuel Cornely) für diese Auszeichnung und das damit verbundenen Preisgeld!

Laudatio für den Kölner Theaterpreis 2022 – „CAMPING PARAÍSO** – Über das (Sterben) Leben“
von Ulrike Westhoff

Der Essener Comedy-Autor Dirk Roß ist der Protagonist im Drama „Camping Paraíso** – Über das (Sterben) Leben“. Im Frühjahr 2020 fiel er nach einem Verkehrsunfall, ein SUV nahm ihm die Vorfahrt, ins Koma und schwebte wochenlang zwischen Leben und Tod. Das Kölner ANALOGTHEATER erzählt uns seine Geschichte, die eines Menschen in Todesnähe, aus der Perspektive einer seltsamen Zwischenwelt im Krankenbett – und dass mit einer ausgesprochen klugen Empathie, welche die Jury bis heute eindrücklich berührt.

Wir landen mit dem Protagonisten Dirk während seiner schweren Krankheit an verschiedenen Orten seiner Erinnerung, unter anderem an dem titelgebenden Campingplatz seiner Jugend. Entstanden ist das Projekt zunächst als Film im Lockdown der Corona-Zeit. Dieser wird dann mit der Performance in der Orangerie organisch verzahnt, und zwar so genial, dass man fest davon überzeugt ist, die Schauspieler:innen hüpfen einfach von der Leinwand auf die Bühne und wieder zurück. Oder sie werden mit ihren Masken plötzlich ein installativer Teil des Bühnenbildes, in dem der Film läuft. Das ist großartig, selten zu sehen und ästhetisch brillant gelöst. Während der Text die Gedankengänge des kranken Dirks offenbart, erschaffen die Inszenierung und der Film die Außenperspektive der Situation und manövieren die Zuschauenden geschickt in diese hinein. Das Publikum gerät in einen emotionalen Zustand als wäre es wie Dirk in dieser Zwischenwelt, nicht nur körperlich im Krankenbett gefangen, sondern auch mental wie in einer Art Schneekugel, in der allerdings wenig glitzert, sondern Verzweiflung, Einsamkeit, Schmerz oder auch Hoffnung, Mut und Humor kommen und gehen. All diese Emotionen sind im Fluss und wechseln sich ab. Werden gespiegelt auf dem Wasserbecken auf der Bühne beziehungsweise im Film. Man kann sich dem kaum entziehen. Denn so erleben wir den Überlebenskampf mit allen Höhen und Tiefen. „Krankheit“ macht uns hier Gott sei Dank nicht mitleidig betroffen, sondern ihre generelle Dynamik wird erfahrbar gemacht: das Ringen darum, diese Zwischenwelt wieder zu verlassen. Die Geschichte von Dirk wird damit die Geschichte von vielen, die in den Krankenhäusern dieser Welt liegen oder eben ihren Angehörigen.

Es ist eine der eindrücklichsten Auseinandersetzungen mit dem Leben UND Sterben, welche die Jury gesehen hat. „Camping Paraíso** – Über das (Sterben) Leben“ des ANALOGTHEATER zeigt aber auch, wie hervorragend die Mittel des Theaters sich eignen, unter die Oberfläche zu blicken und wie Empathie und Hoffnung vermittelt werden können, wenn man sich zuhört. Damit ist das Stück wie gemacht für diese anstrengenden Zeiten, in denen zumindest „gefühlt“ nicht viel Gutes passiert. Danke für diese außergewöhnliche Arbeit und herzlichen Glückwunsch liebes ANALOGTHEATER zum absolut verdienten Kölner Theaterpreis 2022!

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