Wir haben fast nicht mehr daran geglaubt. 

Fünf Jahre nach der Premiere unseres Projektes NUR UTOPIEN SIND NOCH REALISTISCH in Köln konnte jetzt endlich in Finnland die Gastspiel-Premiere stattfinden.

Ein Reisebericht

2018 knüpften wir die ersten zarten Bande, um unsere Produktion über Rosis Leben am Polarkreis im finnischen Rovaniemi auch in Finnland zeigen zu können. Gemeinsam mit unserem Dramaturgen Tim Mrosek (Ko-Leitung unseres Koproduktionspartners Studiobühne Köln) reiste ich im November 2018 nach Helsinki, um auf dem Baltic Circle Festival finnisches Theater zu schauen und mögliche Koproduktionspartner:innen in Finnland zu finden. Ein eifriger Türöffner in die vielfältige finnische Theaterszene war Hyde Hütti von Tinfo -Theater Info Finnland, der uns zahlreiche Termine mit finnischen Theatermacher:innen verschaffte. Zudem traf ich in Espoo am Theater das erste mal Isabel Hölzl, die Leiterin des Goethe Instituts Helsinki und Petra Hannus, die dort für die Kulturprogrammierung zuständig ist. Von all den vielen und interessanten finnischen Theatern, die ich besuchte und die mich immer so freundlich begrüßten, viel unsere Wahl auf das Viirus-Theater in Helsinki. Dort ist der Funken übergesprungen und wir passten zudem perfekt in das Programm Viirus Guest.


Zu dem Zeitpunkt konnten wir noch nicht ahnen, dass der Name des Theaters zu einem Menetekel werden sollte. Nachdem alles in trockenen Tüchern war, unsere deutschen Förderer (Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, Kulturamt der Stadt Köln und RheinEnergieStiftung NRW) sowie das Goethe-Institut Helsinki grünes Licht gaben, die finnische Theatermacherin und Übersetzerin Eeva Bergroth mit einer Übersetzungsförderung durch das Goethe Institut eine finnische Übersetzung der Stückes fertiggestellt hatte, feuerte Corona das Projekt erst mal für zwei Jahre in den Dornröschenschlaf. 

Stattdessen organisierten wir zur Überbrückung mit Mirkka Maikola und Jussi Sorjanen, den Leiter:innen des Viirus Theaters, einen interkulturellen Online-Talk zum Thema „International after Corona“. Gäste waren: Petra Hannus vom Goethe Institut Finnland, Priit Raus vom Festival Baltoscandal in Estland, die Kulturmanagerin und Netzwerkdirektorin von Festivalfriends Silvia Werner, der finnische Schauspieler Jacob Öhrman von Nya Rampn und Tim Mrosek von der Studiobühne Köln.

Doch endlose Umplanungen später konnten wir im Mai 2022 endlich NUR UTOPIEN SIND NOCH REALISTISCH in Helsinki real werden lassen. Was für eine Reise. Wir sind immer noch voll von den ganzen Erlebnissen der letzten zwei Wochen. Drei tolle fast ausverkaufte Vorstellungen im Viirus Theater, ein Kulturfrühstück im Goethe-Institut mit Menschen aus der finnischen Kulturlandschaft, zwei Publikumsgespräche, unzählige Gespräche mit finnischen, schwedischen, russischen Theaterschaffenden über finnisches Theater, Kunst und kulturellen Austausch, den Krieg in der Ukraine, das finnisch-russische Verhältnis, internationales Touren, Koproduktionsideen, eine tolle Party, bei der sich beim Tanzen die ANALOG-Co-Leiterin und Schauspielerin Dorothea Förtsch den Fuß brach und trotzdem noch die Vorstellung spielte.

Und dann die Reise nach Lappland, Rovaniemi, Polarkreis als krönender Abschluss. Sechs tolle Tage, in denen wir die weißen Nächte genießen konnten, in denen die Sonne fast nie unter ging, die unendliche Weite, die Farben der Wälder, Eis auf den Seen, während in Köln über 30 Grad waren. Und damit die Möglichkeit, all dem, was wir im Stück erzählen, noch einmal selbst nachspüren zu dürfen. Am Ende haben wir sogar noch einen Elch gesehen. Direkt vor der Haustür. Wenn auch nur kurz, bevor er das Weite suchte.

Voll von diesen ganzen Erlebnissen, Eindrücken und Diskussionen möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei allen Beteiligten für diesen besonderen interkulturellen Austausch bedanken. Wir hoffen auf eine Fortsetzung.

1000 Dank: Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, Kulturamt Köln, RheinEnergieStiftung Kultur, Mirkka Maikola und Jussi Sorjanen vom Viirus, dem ganzen Viirus-Team, Isabel Hölzl und Petra Hannus vom Goethe Institut, Dietmar Kobboldt und Tim Mrosek von der Studiobühne Köln, Eeva Bergroth für die Übersetzung, Hyde Hütti und Tinfo – Theater Info Finnland.

Daniel Schüßler – Künstlerische Leitung ANALOG